DER 35. MAI von Erich Kästner
01.08. | So. | 19:30
Es lesen
GABRIELE STREICHHAHN
CARL MARTIN SPENGLER
Am Klavier
UTE FALKENAU
Fassung und Leitung
BARBARA ABEND
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DER 35. MAI
von Erich Kästner
Oder „Die Ringelhuth-Initiative“. Das kann in etwa die Geschehnisse jeweils am 35. Mai erklären, an dem der Mensch auf das Äußerste gefasst sein muss. Ringelhuth ist gewappnet, er hat nicht nur eine Apotheke, sondern auch viel Phantasie und weiß: Tagträume erhalten unser seelisches Gleichgewicht. Da dieses ihm immer wichtiger zu werden scheint, entwickelt er die nach ihm eines Tages zu benennende Initiative…
In Zusammenarbeit mit der Werner-Viktor Töffling-Stiftung, die uns freundlicherweise die Originalentwürfe der Aufführung von 1954 am Hebbel Theater zur Nutzung zur Verfügung stellt, wollen wir Kästners wunderbare Verbeugung vor der Kraft der Phantasie neu erzählen.
Es lesen Gabriele Streichhahn und Carl Martin Spengler
Begleitet von Ute Falkenau am Klavier
Fassung und Leitung: Barbara Abend
THEATER IM PALAIS gastiert im Schlosstheater
„Der 35. Mai oder die Ringelhuth-Initiative“ – Nonsens? Kein bisschen: Erich Kästner hat mit der wunderbaren Geschichte ein Hohelied auf die Fantasie gesungen – nicht ohne dabei seine Zeit kritisch unter die Lupe zu nehmen.
Rheinsberg
Jammerschade. Nur 20 Zuschauer fanden am Sonntagnachmittag den Weg ins Schlosstheater Rheinsberg, wo einmal mehr das Ensemble des Berliner Theater im Palais gastierte. Schon mit dem Otto-Reutter-Programm hatte es vor einiger Zeit für einen vergnüglichen Abend gesorgt –am Sonntag war Kästner an der Reihe: Einer seiner zauberhaften Kinderromane, der aber dank des historisch-politischen Subkontextes auch bestens für Erwachsene geeignet ist.
„Der 35. Mai oder die Ringelhuth-Initiative“ wurde 1931 veröffentlicht. Es geht um Konrad, der einen Aufsatz über die Südsee schreiben muss –angeblich, weil er als Mathe-Crack zu wenig Fantasie habe und jener somit auf die Sprünge helfen soll. Konrad geht gerade mit seinem spleenigen Apotheker-Onkel Ringelhuth spazieren, als ihnen ein Pferd begegnet, das Strohhut trägt und freundlich fragt: „Haben Sie zufällig ein Stück Zucker dabei?“ Das kluge Tier – Negro Kaballo – kann auch Rollschuh laufen. Immerhin war es beim Zirkus, wurde aber entlassen. „Es geht den Menschen wie den Pferden“, lässt Kästner seinen Ringelhuth seufzen und schon hier wird wieder einmal klar: Kästners Bücher – auch die für Kinder – sind immer auch hochpolitisch. Kästner war ein Moralist und Gutmensch – im positiven Sinne. Er war, weil er seine Umwelt sehr genau betrachtete, auch ein Mahner – tat das aber stets mit leichter Hand und viel Humor. Wie eben im „35. Mai“. Nonsens? Keine Spur. Er war sogar ein Visionär, wenn man der Reise in die Südsee folgt, die das Trio antritt, nachdem das Pferd den Eingang im Schrank ohne Rückwand wusste.
Viele Orte besuchen die drei: Das Schlaraffenland der Nichtstuer, die Burg zur großen Vergangenheit, wo die Kaiser und Feldherren weiter Krieg spielen –wenn auch mit Zinnsoldaten. Sie kommen in die verkehrte Welt, wo schlechte Eltern von Kindern in der Benimmschule umerzogen werden und staunen in Elektropolis über selbstfahrende Autos. „Eines Tages werden die Maschinen vielleicht denken, mit Sicherheit würden sie aber nie Fantasie haben“, ist es auf der Leinwand hinter den Mimen zu lesen, auf der wechselnde zauberhafte Illustrationen zu den Texten schillern. Abwechselnd lesen Carl-Martin Spengler und Gabriele Streichhahn – begleitet von Ute Falkenau am Klavier – das kleine feine Buch und lassen auf ganz wunderbare Art in Kästners Welt eintauchen. Die einem oft bekannt vorkommt. Nicht selten lacht das Publikum amüsiert.
Von Regine Buddeke